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Dünamo Tallinn |
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www.soccernet.ee Estischer Fußballverband |
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10.07.2005, Sõle Gümnaasiumi Staadion, Meistriliiga |
Die heutigen Gegner Dünamo Tallinn und Tammeka Tartu sind im Vorjahr aus der Esiliiga in die Meistriliiga aufgestiegen
und zumindest bei den heutigen Hausherren ist die Hoffnung, hier den Klassenerhalt zu schaffen, inzwischen auf ein
Minimum gesunken. Vor einer guten Woche hatte es noch so ausgesehen, als könnte man heute mit einem Sieg zumindest dem
direkten Gegner wieder etwas auf die Pelle rücken, stand der doch mit neun Zählern durchaus noch in Reichweite von
Dünamo, das vier Punkte auf dem Konto hatte, doch nach einem Heimsieg gegen den FC Kuressare ist die Differenz auf acht
Punkte gewachsen und die Aussicht von Dünamo, vielleicht doch noch Vorletzter zu werden und die Relegation zu vermeiden,
dementsprechend weiter gesunken. Andersrum gesehen könnte sich Tammeka mit einem Sieg an dieser Stelle etwas Luft verschaffen,
zumal man schon mit dem Heimsieg den vorletzten Platz verlassen und seinen Gegner vom FC Kuressaare um einen Punkt überholen
konnte.
Schon in der Anfangsphase zeigt sich, daß Dünamo Tallinn in der momentanen Spieklasse allzudeutlich überfordert ist, denn auch
gegen einen direkten Abstiegskonkurrenten wie Tammeka Tartu kann man in keiner Beziehung mithalten. Im Ergebnis schlägt sich
das allerdings erst mal kaum nieder, denn Tartu vergibt seine Chancen reihenweise und so stehen bis kurz vor der Halbzeit nur
zwei Lattenttreffer auf der Habenseite der Gäste, aber kein zählbarer Erfolg. In der 42. Minute kommt es dann aber doch zur
Führung für Tartu und im zweiten Abschnitt fallen dann auch die Treffer, die den Gästen in Abschnitt eins noch versagt blieben,
wobei es sich zeigt, daß vor allem die Torwartposition bei Dünamo nicht entsprechend der Spielklasse besetzt ist, gehen doch
mindestens vier der sieben Gegentreffer eindeutig auf das Konto des Goalies. Auffälligster Mann auf dem Platz ist übrigens der
Stürmer Marcelo Gomes Vinocencio, mit dem sich Tartu vor kurzem verstärkt hat und der der einzige Brasilianer im estischen
Fußball ist. Der präsentiert sich, wie man sich seine Landsleute gemessen an den Klischeesprüchen typischer Sportreporter vorstellt,
als ballverliebt und nicht allzu durchschlagskräftig. Am Ende hat er zwar einen Treffer erzielt, hätte aber auch dafür sorgen
können - wenn nicht gar müssen -, daß die Partie zweistellig endet.
Gut 60 Zuschauer
haben den Weg auf den Schulsportplatz gefunden, auf dem Dünamo seine Heimspiele austrägt. So zumindest die
offizielle Angabe, da scheint man aber sehr großzügig gezählt zu haben und tatsächlich dürfte die Zahl der Besucher wohl eher
um die 40 gelegen haben, was angesichts der Tatsache, daß insgesamt mindestens fünf Groundhopper aus Deutschland und ein
Spielerbeobachter aus Schottland - sein Sohn spielt nach eigener Aussage selbst als Profi und ist gerade vom Dundee FC nach
Kilmarnock gewechselt - die Frage aufwirft, ob Dünamo Tallinn vielleicht der europäische Erstligist mit dem geringsten
Zuschauerzuspruch sein könnte, aber das liegt möglicherweise auch zu einem guten Teil an der aussichtslosen Position der Hausherren,
denn das Publikum in Estland gilt als ein durchaus erfolgsorientiertes, das schwachen Teams schnell den Rücken kehrt.
Wenn man
schon bei Superlativen auf europäischer Ebene angekommen ist, kann man gleich damit weitermachen, darüber zu spekulieren, in
wie vielen anderen Verbänden der UEFA auf einem Platz wie hier Erstligafußball ausgetragen werden würde. Beim Sõle Gümnaasiumi
Stadion handelt es sich wie bereits erwähnt und wie der Name nahelegt, um einen Schulsportplatz, der nur um ein paar über die Geraden
verteilte Holzbänke als festen Ausbau verfügt. In der Mitte einer Seite hat man noch eine Mini-Zusatztribüne errichtet, auf der neben
Zuschauern auch noch ein Kamera-Mann Platz findet, und ansonsten ist das Areal eher eine Art Parkanlage. Was es natürlich nicht in
dieser Anlage gibt, sind Dinge wie Überdachungen oder Flutlichtanlagen, aber immerhin hat man eine einfache Steckanzeigetafel aufgebaut.
Allerdings muß man dazusagen, daß ein solcher Sportplatz für die estische erste Liga nicht typisch zu sein scheint, denn neben Flora
Tallinn mit seiner A.Le Coq Arena spielen auch die beiden anderen Lokalrivalen Dünamos - Levadia und TVMK - in einem ansehnlichen Stadion
namens Kadrioru - ein Spiel von Levadia, das heute eigentlich hätte stattfinden sollen, ist der in der Woche anstehenden Champions-League-Qualifikation zum Opfer gefallen - und mit dem Stadion Kalev, in dem der TVMK früher gespielt hat, steht noch eine weitere erwähnenswerte
Anlage zur Verfügung, die jedoch momentan nicht für höherklassigen Fußball genutzt zu werden scheint.
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