Winsford United
vs.
Runcorn Linnets 0:0

Der Winsford United FC wurde 1883 unter dem Namen Over Wanderers gegründet und tauchte ein paar Mal über den FA-Cup im 'großen Fußball' auf, zum Beispiel, als man in der Saison 1975/76 gegen Peterborough United mit 1:4 den Kürzeren zog. 1987/88 schloß man sich der neugegründeten Northern Premier League an, die noch heute als eine der drei Staffeln der inzwischen siebten Liga in der englischen Fußball-Pyramide exisitiert. Allzu erfolgreich war man nie und zwischendurch stieg man immer mal wieder in die darunter liegende North West Counties Football League ab, zuletzt Anfang des neuen Jahrtausends, nachdem Trainer Dalton Steele den Club verlassen und die meisten Spieler mitgenommen hatte. Inzwischen kickt man nur noch in der First Division der WCFL und damit in der ingesamt sechsten Amateurliga bzw. zehnten Liga insgesamt, wobei Winsford in der Vorsaison den Aufstieg als Vierter haarscharf verpaßt hat - drei Teams durften am Ende in die WCFL Premier League. Weil das nicht immer so absehbar ist, will Winsford in der aktuellen Saison die Liga möglichst gewinnen, wobei man heute mit dem Tabellenführer von den Runcorn Linnets einen harten Brocken vor der Brust hat, wobei die Gäste allerdings bereits drei Spiele mehr absolviert haben als Winsford und nur aufgrund der Tordifferenz vor den Gastgebern auf Platz Eins liegen, so daß es tatsächlich Winsford ist, das über den besten Ausgangspunkt zum Erringen des Ligatitels verfügt.

Die Hausherren sind in der Anfangsphase das bessere Team, ohne zu allzu guten Chancen zu kommen. Die Partie wird von weiten und hohen Bällen dominiert und bietet so das, was gemeinhin als typisch für den englischen Fußball gilt, in den höheren Ligen allerdings nur noch sehr selten zu sehen ist. Die erste richtig dicke Chance folgt dann aber nach etwa mehr als 20 Minuten aus einem Abspielfehler im Mittelfeld und es sind die Gäste, die plötzlich frei vor dem Tor auftauchen, doch Winsfords Torhüter hat aufgepaßt, was auch für die nachfolgende Szene gilt, in der er einen Distanzschuß noch aus dem Winkel boxt. Danach dominieren wieder eher die Hausherren, aber es dauert bis zur zweiten Hälfte, bis sie ebenfalls zu ein paar erwähnenswerten Chancen kommen, bei der besten verpassen Freund und Feind einen in etwa einen Meter vor dem Tor parallel zur Linie hereingegebenen Ball. Dennoch zeichnet sich langsam ab, daß beide Teams heute mit einem Remis zufrieden sind und so wird am Ende kaum noch ein Risiko eingegangen und es bleibt schließlich beim 0:0, wobei es Winford United ist, das kurz vor dem Ablauf der Nachspielzeit noch per Freistoß die Chance hätte, zu einem Zeitpunkt in Führung zu gehen, zu dem der Gegner kaum noch reagieren könnte - aber das Leder geht weit über das Tor.

Angesichts der Liga, in der diese Partie augetragen wird, ist die Zuschauerzahl hervorragend gut und tatsächlich sind derartige Besuchszahlen ungewöhnlich. Erklärbar ist das wohl zum einen damit, daß es sich eben um ein absolutes Spitzenspiel handelt, aber auch die Tatsache, daß die Gäste der Zuschauerkrösus der Liga sind und tatsächlich einige Fans mitgebracht haben sowie die, daß es sich um ein Abendspiel handelt, das am heutigen Tag ziemlich alleine dasteht und so nicht in Konkurrenz mit anderen Spielbesuchen oder Live-Übertragungen im TV steht, dürften eine Rolle spielen. Die Anhänger der Hausherren jedenfalls sind zwar in der Überzahl, aber nicht sonderlich gut erkennbar, während die Fans aus Runcorn diverse Transparente in ihren Vereinsfarben Gelb und Grün mitgebracht haben und als Block auftreten, so daß man Präsenz demonstriert, auch wenn man das nicht mit akustischen Mitteln unterstützt. Zur Halbzeit wechseln die Linnets-Fans die Seiten, was natürlich heißt, daß sie auf die andere Seite des Platzes wechseln und sich hinter dem jetzt zum gegnerischen gewordenen Tor aufbauen, nicht etwa, daß sie plötzlich die Winsford-United-Transparente aus der Tasche holen. Im letzten Jahr hatte Winsford übrigens eine Partie, die von über 4000 Zuschauern besucht wurde und an anderer Stelle ausgetragen werden mußte, da ging es gegen den inzwischen (aus der Sicht des Schatzmeisters der heutigen Teams und deren Ligakonkurrenten sicherlich leider) aufgestiegenen FC United of Manchester.

Der Barton Park liegt am Stadtrand von Winsford und es handelt sich um eine niedliche kleine Anlage, die über einen Rasenplatz verfügt, der auf beiden Längsseiten ausgebaut ist. Einmal ist eine kleine Tribüne in Hellblau zu finden, auf der man sich auf Plastiksitzen niederlassen kann, gegenüber gibt es einen überdachten Unterstand, der über die nahezu volle Breite des Spielfelds geht und an der Vorderkante der Überdachung mit der Aufschrift "Winsford United Football Club Established 1883" auf die lange Historie des Teams hinweist. Rund um den Platz verläuft eine ovale Bahn, so daß man etwas weit weg von der Spielfläche ist, auch wenn sie schmaler ist als eine Laufbahn. Gerannt wurde hier früher trotzdem, allerdings auf vier Beinen, denn früher wurden im Barton Park auch Hunderennen ausgetragen. Abendspiele wie am heutigen Tag sind übrigens seit ein paar Jahren im Barton Park möglich. Damals hatte Winsford den Torhüter Andy Oakes an Hull City verkauft und eine Klausel im Vertrag untergebracht, die dem Team bei einem Weiterverkauf 25 % der Transfersumme garantierte. Mit 480000 Pfund Sterling Nachschlag wurde der Deal zum teuersten Transfer eines Amateurspielers in der englischen Geschichte, als der Goalie zu Derby wechselte, und das Geld wurde direkt ins Stadion investiert, das daraufhin eben mit einer adäquaten Lichtanlage versehen wurde.