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SC Weyhe |
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Die Oberligen Niedersächsischer Fußball-Verband Bremer Fußball-Verband |
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07.09.2003, Zentrale Sportanlage, Oberliga Niedersachsen-Bremen |
Der Sportclub Weyhe hat sich in der letzten Saison um Haaresbreite die Meisterschaft in der Verbandsliga Bremen
aufgrund des besseren Torverhältnisses (88:22 gegenüber 66:27) gegenüber den mit 67 Zählern punktgleichen KSV Vatan Spor sichern können. Damit gelang den Kickern aus der Bremer Vorstadt der direkte Wiederaufstieg, nachdem man im ersten Oberligajahr der Vereinsgeschichte nicht über den vorletzten Tabellenplatz hinausgekommen war und somit den postwendenden Abstieg nicht vermeiden konnte. Der BSV Kickers Emden dagegen konnte einen Klassenwechsel in letzter Sekunde noch abwenden. Als Staffelmeister hatte man im ersten Entscheidungsspiel beim Sieger aus Schleswig-Holstein/Hamburg, dem VfR Neumünster bereits mit 2:1 gewonnen, war sich dann aber wohl des Aufstiegs zu sicher und mußte nach einer 2:3-Heimniederlage dann doch noch den Holsteinern der Vortritt lassen, obwohl die Emder zunächst ein 0:2 hatten egalisieren können. Jetzt spielt also der VfR Neumünster in der Regionalliga - bislang mit wenig Erfolg - während man bei den Kickers die Ärmel hochkrempeln und einen neuen Sturm auf die Staffelmeisterschaft starten will.
Wie ein Meisterschaftskandidat treten die Rot-Weißen aus dem Friesland heute allerdings nicht auf. Man tut sich
schwer gegen den SC Weyhe, der bislang nur beim überraschenden Sieg über Oldenburg drei Punkte auf sein Konto bringen konnte und wohl nahezu keine realistische Chance auf die Qualifikation für die neue Oberliga Nord hat, zu der am Ende der Spielzeit die Oberligen Niedersachsen-Bremen und Hamburg/Schleswig-Holstein zusammegefaßt werden. Zwar können die Gäste die Partie über weite Strecken bestimmen, aber Torchancen kommen dabei so gut wie keine heraus. Besonders nach dem Führungstreffer zum 0:1, bei dem die Emder von einer Konzentrationsschwäche in der wohl mental noch beim Halbzeittee sitzenden Weyhe-Abwehr profitieren, gibt es seitens der Gäste nur noch Verwaltungsarbeit und so steht man am Ende einmal mehr dumm da: in der Nachspielzeit nimmt sich auch die Abwehr des BSV ihren Blackout und läßt einen Querpaß zu, denn auch der Emder Schlußmann verpaßt, nicht aber ein in der Mitte freistehender Spieler in Grün-Weiß, der den Ball ins Netz und seinen Namen - Cosac - damit wohl auch ins Langzeitgedächtnis von Ostfrieslands Nummer 1 (Eigenwerbung von der Kickers-Homepage) befördert.
Die Anhänger von Kickers Emden gelten als lautstark und reisefreudig und tatsächlich sind ein paar Dutzend von der Nordseeküste nach Weyhe gekommen - das übrigens nicht zu Bremen gehört, sondern eine eigenständige Gemeinde ist. Hier bringt man seine Transparente auf der Seite unter und supportet immer mal wieder mit Trommel und Sprechchor, wobei ein guter Teil der Emder Fans mit der traditionellen Kutte ausgestattet ist, was den Supportern der Blau-Weißen einen leicht altmodischen Touch verleiht. Anhänger des SC Weyhe sind natürlich auch da, zeigen sich aber trotz des recht gut sortierten Fanshops jedoch nur zu einem sehr kleinen Teil in den Farben der Gastgeber und wenn man dann schon mal was Grün-Weißes ausmacht, handelt es sich meist auch noch um Utensilien des benachbarten SV Werder Bremen, der übrigens am 23. September seine Visitenkarte in Weyhe abgeben wird. Das wird dann auch im Stadionheft als "Spiel des Jahres" abgefeiert, wobei die Tatsache, daß es sich um nicht mehr als ein Freundschaftsspiel handelt, keinerlei Rolle zu spielen scheint.
Die Anlage des SC Weyhe hört auf den nüchternen Namen Zentrale Sportanlage und präsentiert sich entsprechend zweckgemäß. Es handelt sich um ein Leichtathletikstadion mit Laufbahn, das nur auf einer Seite über einige wenige Stufen verfügt, ansonsten jedoch ohne Ausbau auskommen muß. In unmittelbarer Nachbarschaft findet man noch einen Nebenplatz vor, zu dem ein paar Tennisplätze und ein - gesperrtes - Fußball-Kleinfeld gehören. Eine Vereinskneipe gibt es auch beim SC, die ist jedoch außerhalb des Stadiongeländes vorzufinden. Richtig originell ist dagegen die Sprecherkabine der Anlage, die als Turm aufgebaut ist, der eher für einen Bademeister als für einen Stadionsprecher gedacht zu sein scheint. Zu finden ist die Anlage übrigens im Stadtteil Leeste - eine eigentliche Stadt Weyhe scheint es überhaupt nicht zu geben, die Gemeinde wirkt mit ihren verstreut liegenden Stadtteilen wie das typische Ergebnis einer Bodenreform. Der Sport-Club Weyhe wurde übrigens nicht - wie das Vereinszeichen suggeriert - 1913 gegründet, sondern ging erst 1992 aus einer Fusion des ETSV Kirchweyhe mit dem TSV Vorwärts 1913 Leeste hervor, der offsichtlich das "Gründungsdatum" als Mitgift in diese Ehe eingebracht hat.
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