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19.05.2004, Nya Ullevi, Finale UEFA-Cup 2004 |
Wenn sich die Saison in den mitteleuropäischen Ligen dem Ende zuneigt, ist es auch Zeit für die Endspiele der europäischen Vereinswettbewerbe.
Das UEFA-Cup-Finale ist in diesem Jahr nach Schweden vergeben worden und kehrt zum ersten Mal seit dem Modus-Wechsel auf ein Spiel
nach Göteborg zurück, wo der heimische IFK selbst zweimal im Finale des Wettbewerbs stand, als es noch Hin- und Rückspiel gab, und beide Male am Ende den Pokal gewinnen konnte. Heute treffen sich hier der Valencia CF, der zum drittenmal in fünf Jahren in einem Europapokalendspiel antritt, und Olympique Marseille, denen wohl kaum einer die Qualifikation für dieses Finale zugetraut hat. Die Spanier möchten nach zwei Niederlagen in der Königsklasse gegen Real Madrid und Bayern München heute endlich etwas für den Briefkopf tun, aber das wollen auch die Südfranzosen. Und unterschätzen sollte man das Team aus Marseille nicht, das im Laufe des Wettbewerbs immerhin Mannschaften wie den Liverpool FC und Inter Mailand ausschalten konnte und auch im Halbfinale gegen Newcastle United nicht unbedingt favorisiert war. Da nimmt sich die Liste der Gegner Valencias mit Mannschaften wie Girondins Bordeaux, Besiktas Istanbul und zuletzt dem Ligakonkurrenten vom Villarreal CF vergleichsweise harmlos aus.
Nach beiderseits nervöser Anfangsphase ist es der Außenseiter, der die Partie dominieren
kann. Besonders in der zweiten Viertelstunde des Spiels zählt sich das in klaren Chancen aus, doch man kann aus einigen guten Chancen - die besten ein Hechtkopfball in der 15. und ein normaler Kopfball in der 22. - kein Kapital schlagen. Nachdem Valencia die Lage wieder besser unter Kontrolle bekommt, scheint es mit einem Remis in die Pause gehen zu sollen, doch in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts kommt es zu einem Moment, der die Partie entscheiden soll. Fabien Barthez im Tor der Franzosen sieht sich bei einem Durchbruch von Valencia zu einer Notbremse genötigt und weiß sofort, was für ihn die Stunde geschlagen hat, verläßt der glatzköpfige Goalie doch sein Gehäuse schon vor der roten Karte. Wie schon vor zwei Jahren, als Borussia Dortmund nach einem Foul - damals von Verteidiger Kohler - mit 0:1 in Rückstand geriet und dem mit zehn Leuten hinterherlaufen mußte, sieht sich jetzt auch Olympique mit einem Rückstand bei gleichzeiter zahlenmäßiger Unterlegenheit konfrontiert. Und da lassen sich die Kicker vom Valencia CF - ohnehin als eher defensiv orientiertes Team ganz in ihrem Element - nicht mehr narren. Souverän bringen sie die zweite Hälfte über die Bühne, ohne ein größeres Risiko einzugehen, und sorgen kurz vor Ablauf einer Stunde Spielzeit für das 2:0. OM zeigt zwar Moral und rennt über die gesamte zweite Hälfte gegen die Niederlage an, verdient sich damit aber nicht mehr als Anerkennung, denn Valencia behält die Lage jederzeit unter Kontrolle.
Das Ullevi-Stadion gilt seit Wochen als ausverkauft und so ist es eine erste Überraschung,
daß es geöffnete Kassen gibt, an denen noch Tickets für das Spiel zu haben sind. Eine böse Überraschung ist das vor allem für die zahlreichen Schwarzmarkthändler, die einsehen müssen, daß heute kein Gewinn zu machen ist, und ihre Tickets am Ende zu Preisen von 10 - 15 EURO abgeben müssen. Im Stadion sind die Sympathien dann relativ gleichmäßig zwischen den beiden Seiten verteilt. Die OM-Fans zeigen zu Beginn eine Choreographie in Blau und Weiß aus Plastikfahnen, während man bei Valencia ein schön anzusehendes Intro liefert, bei dem man zu Gesängen synchron bunte Tafeln in Gelb, Rot und Blau - den Farben des Vereinswappens - hochhält und somit für eine Art "aufblitzende Choreographie" sorgt. Über weite Strecken der Partie sind die Anhänger der Franzosen die akustisch deutlich Aktiveren - in Spanien ist lautstarker Support ohnehin nicht so verbreitet -, dafür zeigen die Fans von Valencia immer wieder mal bengalische Feuer, was man wohl auch eher auf französischer Seite vermutet hätte. Gegen Ende der Partie melden sich die Fans von Valencia dann aber immer länger und lautstärker mit ihrem Campeones! Campeones! zu Wort und noch vor dem Abpfiff präsentieren sie auf einer Blockfahne den UEFA-Cup, der ihrem Team erst ein paar Minuten später überreicht werden soll. Für zusätzliche Unterhaltung sorgt bei Halbzeit der bei Endspielen schon fast obligatorische Flitzer und am Ende gibt es natürlich eine organisierte Siegerehrung und Pokalübergabe, bei der es den Valencia CF ebensowenig wie seine Anhänger stört, daß die OM-Fans ein gellendes Pfeifkonzert abliefern, was inzwischen wohl als Normalfall gelten kann.
Das Nya Ullevi, also neue Ullevi-Stadion, wurde zur WM 1958 gebaut und genügt diesem
Attribut inzwischen von daher nur noch im Vergleich mit dem benachbarten Gamla (alten) Ullevi. Hier finden nur recht wenig Fußballspiele statt, da kein Verein seine Heimat in dieser für die schwedische Liga viel zu großen Anlage hat, sondern hier neben gelegentlichen Länderspielen nur Derbies zwischen den eigentlich im alten Ullevi beheimateten Teams vom IFK sowie Örgryte und GAIS ausgetragen werden. Das Stadion ist durchaus nett anzusehen und folgt mit seinem geschwungen Verlauf sowie überhöhten Längsseiten einem Design, das sich gerade in jüngerer Zeit größerer Beliebtheit erfreut. In der Überhöhung findet man auf der einen Seite einen konventionellen Oberrang, gegenüber sind verglaste Logen untergebracht. Da sich in den Bereichen der Überhöhung das ganze Stadion vom Boden abhebt und auf Betonpfeilern ruht, erweckt die Anlage von außen ein wenig den Eindruck, als seien die Drahtseile, die die Flutlichter fixieren, zu stark angezogen worden und das Stadion an den Seiten an eben diesen Flutlichmasten aufgehängt. Ein echter Stimmungsbringer ist die Anlage freilich nicht, weil sie rundum trotz der erhöhten Seiten eben insgesamt doch eher flach ist und den Schall nicht im Inneren bindet und zudem als Leichtathletikstadion angelegt ist und von daher ohnehin schon einen sehr weitläufigen Charakter hat. Die Bestuhlung des Allseaters ist übrigens größtenteils in Blaugrün gehalten, wobei kleine Flicken in anderen Farben eingestreut sind, was durchaus gefallen kann. Eine Multimediatafel ist oberhalb des Daches einer Hintertorseite integriert, eine zweite hängt an einem Kran oberhalb der Hintertorseite gegenüber. Insgesamt hinterläßt der Ground gerade bei Einsatz für ein Europapokalspiel einen etwas zwiespältigen Eindruck, denn wie gesagt ist er vor allem im leeren Zustand prächtig anzusehen, offenbart dann aber unter Vollast seine konstruktionsbedingten Schwächen in bezug auf die in der Anlage herrschende Stimmung.
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