|
Piacenza Calcio |
Ultras Piacenza |
Italian-Soccer.Com calciomercato La Gazetta dello Sport |
Ultras Verona Hellas Wall |
21.12.2003, Leonardo Garili, Serie B |
Bei Piacenca Calico handelt es sich wie beim am Vortag von groundhopping.de besuchten Empoli FC um ein Fahrstuhlteam,
das zwischen den oberen beiden italienischen Ligen hin- und herpendelt. Zuletzt hat man zwei Jahre in der Serie A verbracht,
mußte jedoch nach dem vorletzten Platz in der letzten Saison zurück in die Zweitklassigkeit. Zuvor hatte Piacenca die Saison 1993/94 und die Spielzeiten und von 1995 bis 2000 in der Serie A verbringen dürfen, vor 1993 war das Team allerdings noch nie in der italienischen Eliteliga gewesen. Hellas Verona hatte seine beste Zeit in den 80er Jahren, als man zur Spitze des italienischen Fußballs gehörte und 1985 den einzigen Meistertitel in die norditalienische Metropole holen konnte. Genau genommen handelte es sich damals noch um einen anderen Club, spielte man doch als Hellas Assoiciazione Calcio. Mit diesem Hellas AC ging es freilich nach dem Abstieg von 1987 repide bergab und im Jahr 1991 war der Pleitegeier in Verona zu Gast. Zwar durfte der neugegründete Hellas Verona Football Club die Ligaposition vom Vorgänger übernehmen, aber man schaffte es nicht mehr, sich in der Serie A zu etablieren. 1991 und 96 schaffte man zwar den Aufstieg, mußte aber nach je einer Spielzeit zurück in die Zweitklassigkeit und auch der letzte Aufstieg aus dem Jahr 2000 erwies sich als wenig dauerhaft. Einmal konnten die Veronesen den Abstieg vermeiden, in der Saison drauf ging es dann doch wieder zurück in die Serie B und dort ist in der laufenden Spielzeit Abstiegskampf für Hellas angesagt - so könnte sich die nähere Zukunft des Hellas FC in der Serie C/1 abspielen. Internationales Aufsehen hatte es im Jahr 2001 dennoch um Hellas gegeben, als Vereinspräsident Giambattista Pastorello zugegeben hat, daß er den dunkelhäutigen Stürmer Patrick Mboma aus Angst vor den als äußerst rassistisch bekannten Anhängern des Teams nicht verpflichten könne. Dabei hatte der Vereinsfunktionär nur laut ausgesprochen, was inoffizell längst bekannt war, denn schon fünf Jahre zuvor hatten die Verona-Fans die Verpflichtung eines Schwarzen mit drastischen Mitteln verhindert: man war mit einer schwarzen Puppe am Galgen zum Spiel gekommen, hatte sich Ku-Klux-Klan Mützen übergestreift und zudem ein im Veroneser Dialekt verfaßtes Transparent mit der Aufschrift "Den Neger haben sie euch geschenkt, damit er euch das Stadion putzt" an die Balustrade gehängt. (Bericht der Wochenzeitung "Jungleworld")
Das heutige Spiel bringt für die Gäste keinen Forschritt im Kampf um den Klassenerhalt, ist man doch über die gesamte
Spielzeit harmlos und hat den Angriffsbemühungen von Piacenza wenig entgegenzusetzen. Nach einer guten Viertelstunde fällt der erste Treffer für die Hausherren aus einer recht unübersichtlichen Situation per Nachschuß und auch danach ist von Hellas wenig zu sehen. Die Entscheidung fällt dann kurz nach der Pause, als Piacenza mit einem Doppelschlag auf einen Spielstand von 3:0 erhöht, bei dem kaum noch anzunehmen ist, daß die Gäste noch mal ins Spiel finden werden. Ein wenig Hoffnung gibt es dann doch noch mal, als die Gäste postwendend den Treffer zum 3:1 markieren können, und danach ist zu spüren, daß man zu einem zweiten Treffer kommen will, der dem Spiel sicherlich noch mal ein wenig Spannung verschaffen könnte. Dabei agieren die Veronesen aber allzu durchschaubar und Piacenza hat keinerlei Mühe, die Angriffsbemühungen der Blau-Gelben verpuffen zu lassen. Da die Hausherren sich nicht mehr die Mühe machen, selbst die Initative zu ergreifen und zu weiteren Toren zu kommen, ist jetzt eher Langeweile angesagt. Allzu offensichtlich ist halt, daß sich in diesem Spiel nichts mehr tun wird und so bleibt es dann auch wirklich beim Spielstand von 3:1, der bereits nach zehn Minuten im zweiten Abschnitt Bestand hatte - diese ersten zehn Minuten von Halbzeit 2 waren dafür mit drei Treffern äußerst turbulent verlaufen.
Die Piacenza-Fans haben sich auf zwei Gruppen verteilt. Die eine - deutlich aktivere - findet auf einer der Stahlrohrtribünen im
Hintertorbereich Platz, die andere auf der Vortribüne der Gegenseite. Recht untypisch für italiensche Fans ist, daß die Piacenza-Fans auf den Einsatz von Pyrotechnik völlig verzichten, dafür haben sie einige Schwenkfahnen und Doppelhalter mitgebracht, die sie auch im Spielverlauf immer mal wieder einsetzen. Der Hellas-Anhang hat eine von vier Stahlrohrtribünen auf der anderen Hintertorseite eingenommen - die anderen sind heute gesperrt - und von den Gästefans gibt es zum Intro und dann im weiteren Spielverlauf immer mal wieder vereinzelte bengalische Feuer zu sehen. Ansonsten wird während der Partie in beiden Fanblöcken ständig gesungen und es kommt immer mal wieder Bewegung in Form von Herumhüpfen auf, wobei die Gästefans zusätzlich recht durchgängig mit ihren Fahnen zugange sind.
Außerdem gibt es immer wieder das laute Knallen von Feuerwerkskörpern zu hören, von denen vor allem die Gästefans so einige mitgebracht haben, die sie im Verlauf der Partie zünden. Rassistische Anwandlungen sind bei den Hellas-Fans heute nicht zu bemerken, was aber auch daran liegen kann, daß überhaupt kein schwarzer Spieler auf dem Platz steht. Tatsächlich liegt die Vermutung nahe, daß man auf seiten des Piacenza-Anhangs nicht viel anders denkt als bei den Hellas-Supportern, ist doch rund um das Stadion so manche Wandschmiererei mit Keltenkreuzen und auch Hakenkreuzen zu sehen und an einer Wand prangt sogar mit "Livorno Zecche" eine einitalienischte Variante eines in Deutschland gegen vermeintliche linke Fanszenen gebräuchlichen Kampfbegriffes zu lesen.
Das Stadion Leonardi Garilli verfügt auf beiden Längsseiten über überdachte Tribünen. Die Hauptseite ist
komplett überdacht, wobei man im äußeren Bereich direkt auf dem Beton Platz nimmt und weiter zur Mitte hin rote Plastiksitze mit Rückenlehnen vorfindet. Äußerst interessant ist hier die Dachkonstruktion, bei der das Dach nach unten hin offen auf grauen Pfeilern ruht, also kaum Kontakt zur Tribüne selbst hat. Die Gegenseite setzt sich aus einer nicht gedeckten Vortribüne zusammen, hinter der eine kastenförmige überdachte Konstruktion zu finden ist, die ein wenig an die alte Haupttribüne aus dem Duisburger Wedaustadion erinnert. In den Kurven gibt es jeweils sieben Sitzreihen, mit gelben Schalensitzen. Da das wohl für höherklassigen Fußball als etwas unzureichend empfunden wurde, hat man hinter diesen Reihen noch einige Stahlrohrtribünen verteilt, nämlich vier auf der Gästeseite (von denen drei wie schon erwähnt gesperrt sind) und drei bei den Heimfans, die heute sämtlich benutzt werden, aber bis auf eine sehr spärlich besetzt sind. Interessant ist übrigens die Flutlichtanlage, die zwar klassisch an vier Masten untergebracht, aber dennoch unsymmetrisch ist, sind die beiden Masten auf der Hauptseite doch viel weiter innen aufgestellt als diejenigen gegenüber. Uneinheitlich ist auch die Abgrenzung des Spielfelds gegen die Zuschauerränge, die größtenteils als Metallgitterzaun gehalten ist, vor der Haupttribüne jedoch aus Plexiglasscheiben besteht.
Die einzige Anzeige gibt es übrigens im Dach der Gegenseite, die beschränkt sich jedoch auf Uhrzeit, Temperatur - heute wenig gemütliche vier Grad - und Datum.
|