|
Borussia Dortmund |
08.12.2012, Westfalenstadion, Bundesliga |
Am vorletzten Spieltag der Hinrunde der Spielzeit 2012/13 der Fußball-Bundesliga treffen heute
Borussia Dortmund und der VfL Wolfsburg aufeinander und somit zwei Mannschaften, die in der Liga
ein wenig hinter den Erwartungen herhinken. Der Titelverteidiger geht auf dem dritten Platz der
Tabelle in das Spiel, hat aber bei elf Punkten Rückstand den FC Bayern München an der Spitze des
Classements bereits etwas aus den Augen vorloren, auch das 1:1-Remis, das man in der letzten
Woche bei den Bayern erzielen konnte, ist da nicht viel mehr als ein Achtungserfolg. Die Wolfsburger
krebsen ihrerseits auch nach der Entlassung des zuletzt unglücklichen Felix Magath im Tabellenkeller
herum und benötigen als Tabellenfünfzehnter unbedingt Zähler, auch wenn die TSG Hoffenheim auf dem
Relegationsplatz bereits am gestrigen Freitag verloren hat und so den Rückstand von vier Zählern auf
die "Wölfe" an diesem Spieltag nicht mehr reduzieren kann. Immerhin steht man in der Tabelle aus den
neun Spieltagen, die seit der Trennung vom Trainer ins Land gegangen sind, auf Platz sechs und dürfte
alles daran setzen, den positiven Trend fortzusetzen, während der BVB dringend etwas gegen seine
jüngste Heimspielschwäche tun muß: Von den letzten vier Partien im Westfalenstadion konnte nur eins
gewonnen werden.
Bereits in der sechsten Spielminute geht der BVB durch ein Freistoßtor von Marco Reus in Front, bei dem später
anhand der TV-Aufnahmen über eine leichte Abseitsstellung von Robert Lewandoski am
Fünf-Meter-Raum diskutiert wird, wobei sich allerdings die Frage stellt, ob das demnächst auf
dem Platz mit der Schieblehre vermessen werden soll. In der Folge drängen die Gastgeber auf den
zweiten Treffer, verzetteln sich vor dem Tor aber immer wieder in ihrem Kurzpaßspiel und versäumen
es so, die Führung auszubauen, was sich schließlich bitter rächen soll. Diskutiert wird am Ende vor
allem die Rolle von Schiedsrichter Stark, der zunächst eine Abseitsstellung der Wolfsburger - diesmal
mit bloßem Auge zu erkennen - übersieht und schließlich einen Elfmeter gegen Borussia Dortmund verhängt
und Verteidiger Marcel Schmelzer vom Platz stellt, der allerdings den Ball auf der Linie nicht mit der
Hand, sondern, wie später alle TV-Aufnahmen belegen sollen, mit dem Oberschenkel gestoppt hat. Diego
beeindruckt alles das nicht, er erzielt nicht nur per "Hand"elfmeter den Ausgleich, sondern setzt
vier Minuten später im Strafraum Naldo ein, der mit einem schönen Drehschuß gar für die Führung der
Gäste sorgt - davor gab es allerdings eine weitere Abseitsposition. Nach dem Seitenwechsel drängt der
BVB in Unterzahl auf den Ausgleich, der schließlich per Foulelfmeter von "Kuba" Blaszczykowski erzielt
wird - ein Strafstoß, den man wohl geben kann, der aber grenzwertig ist und so ein wenig den Eindruck
einer Konzessionsentscheidung macht. In der Folge wollen die Hausherren mehr, doch der Schuß geht nach
hinten los, als Bas Dost von Diego, der so an allen Wölfe-Toren beteiligt ist, mustergültig freigespielt
wird, der frei vor dem Dortmunder Tor auftaucht und lässig verwandelt. So gewinnt Wolfsburg eine Partie,
die maßgeblich vom Referee beeinflußt wurde, was in den kommenden Tagen noch heiß diskutiert wird, in der
man aber auch durchaus seinen eigenen Anteil an der Niederlage hatte, weil man nach dem Führungstreffer
nicht zielorientiert genug unterwegs gewesen ist.
Wie in den letzten Spieltagen gewohnt, werden die ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden im Wesentlichen
von Schweigen begleitet, um gegen das in der nächsten Woche zur Abstimmung stehende Sicherheitskonzept der
DFL zu protestieren - die Kritikpunkte wurden hier an anderer Stelle zumindest angerissen. Diesmal hat es
vorab dezentrale Demonstrationen gegeben, an denen man sich auch in Dortmund beteiligt hat und von denen diverse
"Sprechblasen" und sonstige Plakate präsentiert werden. Schließlich beweist die Südkurve erstaunliche
Disziplin, als man auch den Führungstreffer seines Teams in der sechsten Minute völlig ungerührt hinnimmt. Das
Ende der "Ruhephase" wird wie üblich heruntergezählt, danach gibt es erst einmal eine Fontäne gelber Papierschlangen,
mit denen man sich zuerst selbst einen guten Teil der Sicht nimmt, weil die im Fangnetz hängenbleiben. Im zweiten
Abschnitt nehmen die Auswärtsfans die Sicherheitsdiskussion noch einmal auf, indem man zahlreiche Doppelhalter mit
der Aufschrift "Ich fühle mich sicher" zeigt, und damit auf eine
Internet-Aktion verweist, bei der sich
inzwischen über 70000 Fußballfans eingeschrieben haben (darunter der Verfasser dieser Zeilen, der hiermit alle, die
das noch nicht getan haben, durchaus zum Zeichnen der Aktion ermutigt). Ansonsten konzentriert sich vieles auf
den Schiedsrichter, der verständlicherweise von den Heimfans nicht gerade gefeiert wird. In der zweiten Hälfte
wird mit "Hängt sie auf, die schwarze Sau!" lange nicht mehr gehörtes Liedgut aus vergangenen Jahrzehnten dargeboten,
wobei wohl darauf hinzuweisen ist, daß es derartige Sprüche wie gesagt schon seit langem gibt und, daß sie symbolisch
zu verstehen sind, so daß es doch etwas überzogen erscheint, wenn die Süddeutsche Zeitung in ihrer Online-Ausgabe einen
Zusammenhang dazu herstellt, daß in der Vorwoche ein Schiedsrichter bei einem Jugendspiel in den Niederlanden von Spielern
angegriffen und tödlich verletzt wurde:
Feindbild Schiedsrichter - Wenn die schwarze Sau zum Freiwild wird
|