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30.03.2004, Stadion Rote Erde, Regionalliga Nord |
Nachdem die Amateure von Borussia Dortmund am 7. März bei der Eröffnung des neuen Zentralstadions mit 1:0 beim
Abstiegskandidaten Sachsen Leipzig gewinnen konnte, sah die Zukunft für das Nachwuchsteam der Schwarz-Gelben rosig aus.
Man lag auf dem dritten Platz der Regionalliga Nord und hatte alle Chancen darauf, noch auf Tabellenplatz zwei vorzustoßen,
der zwar für eine zweite Mannschaft nicht den Aufstieg in die 2. Liga bedeuten kann, aber immerhin mit einem Platz in der
Endrunde des DFB-Pokal belohnt wird. Im weiteren Verlauf des Monats März war dann aber Schluß mit lustig für den BVB. Die
Auswärtsniederlage bei der zweiten Mannschaft von Werder Bremen kann noch als halbwegs normal verbucht werden, zumal die Werder-Amateure
an der Spitze der Liga mitmischen. Vor und nach diesem Spiel wurden aber zwei Heimniederlagen gegen Abstiegskandidaten eingefahren, wobei man von den Amateuren des 1. FC Köln mit 0:4 eine richtige Klatsche einstecken mußte und zuletzt sogar gegen den abgeschlagenen und bis dahin sieglosen Tabellenletzten vom VfR Neumünster mit 1:2 besiegt wurde. Heute geht es gegen die Preußen aus "Alt-"Münster - ihrerseits auf dem vorletzten Tabellenplatz liegend und auch mit "besten" Aussichten auf den Abstieg, die sicherlich angesichts der letzten Resultate der Borussia-Amateure ebenfalls ihre Chance nutzen wollen, drei Punkte aus dem Stadion Rote Erde zu entführen, während es für die Hausherren darum geht, die Tendenz umzudrehen und erstmal wieder in ruhigeres Fahrwasser zu kommen, so daß man vielleicht mittelfristig doch nochmal um Platz zwei Mitspielen kann, zumindest aber nicht im Mittelfeld der Tabelle versinkt.
Zu Beginn der Partie gibt es wenig interessante Spielszenen zu vermelden, während es jedoch in Sachen Kampfsport zur Sache geht.
Zunächst ist es nach wenigen Sekunden in der Partie der Profi Ahmed Madouni, der sich in dieser Disziplin versuchen möchte, und mit einem Kopfstoß gegen seinen Gegenspieler brilliert. Letzerer geht vielleicht ein wenig theatralisch zu Boden, der Interpretation von Schiedsrichter Ittrich, daß es sich bei der Aktion um eine Tätlichkeit Madounis gehandelt hat, kann man aber kaum widersprechen und so wird der Franzose völlig zu recht zum Duschen geschickt - oder wohin auch immer, eine Dusche dürfte bei der Gesamteinsatzzeit überhaupt nicht nötig gewesen zu sein. Nachdem Madouni im letzten Spiel der Profis einen recht sinnlosen Hand-Elfmeter bei Hannover 96 verursacht und so seinem Team den Sieg gekostet hatte, scheint er auf dem Weg zu einem echten Publikumsliebling zu sein. Etwas mehr als eine halbe Stunde ist dann gespielt, als BVB-Spieler Amos Sasy von einer berechtigten gelben Karte nach Foulspiel so begeistert ist, daß er dem Referee eine Befallskundgebung in Form von Applaus zukommen läßt, was von letzterem als ironische Geste "mißverstanden" wird, so daß der zweite Akteur der Gelb-Schwarzen ein rotes Stück Pappe zu sehen bekommt und man es so plötzlich zu neunt mit elf Preußen-Spielern zu tun hat. Den Gästen ist aber selbst durch die Zwei-Mann-Übermacht nicht geholfen, sie agieren geradezu peinlich ungeschickt und kommen zu keinen echten Torchancen, so daß am Ende sogar die Amateure des BVB in Fürhung gehen, als sich die Defensive der Münsterraner zu dritt von einem Dortmunder dupieren läßt. Gut zwanzig Minuten vor Schluß kommen die Gäste dann immerhin noch zum ausgleich, der aus einer freilich eher zufälligen Situation entsteht und im weiteren Verlauf der Partie gibt es dann endlich eine kleine Überlegenheit der Gäste, ohne daß es jedoch zu weiteren Treffern kommt. Preußen Münster ist wohl in der heutigen Verfassung ein sicherer Absteiger - wer fast eine Stunde lang mit zwei Spielern mehr auf dem Rasen steht, muß einfach mit drei Punkten vom Platz gehen und nicht mit einem letztendlich noch glücklichen Unentschieden.
Die offiziell genau 1239 Zuschauer des heutigen Tages bedeuten für ein Spiel der Amateure des BVB einen recht guten Besuch, wobei
vielleicht 300 Fans aus Münster angereist sind. Gleichermaßen belegt diese Zahl, daß zweite Mannschaften im hochklassigen Amateursport ein Zuschauerzahlenkiller sind, so daß die Vorbehalte bei vielen Teams gegen die steigende Zahl an Nachwuchsmannschaften in der Regionalliga durchaus berechtigt sind - mittelfristig muß man hier wohl eine Möglichkeit finden, die zweiten Mannschaften aus dem Amateurfußball loszuwerden, auch wenn der DFB bislang jedes Problem damit leugnet. Immerhin herrscht während der Partie durchaus auf beiden Seiten echte Fußballatmsophäre. Der Münsterraner Anhang präsentiert sich angesichts der Lage seines Teams wohl verständlicherweise eher gereizt und gibt recht viele Anti-Gesänge zum besten, wobei man sich sowohl gegen die BVB-Fans wendet als auch das eigene Team beschimpft und teilweise mit Sprechchören wie "Wir kriegen Euch alle" auch eine recht aggressive Komponente ins Spiel bringen. Die BVB-Fans nehmen diesen Ball teilweise auf, was wohl auch erklärt, warum sich gegen Ende der Partie einige Ordner vor der Tribüne auf dem Platz eingefunden haben und mißtrauisch die Fans beobachten, ob wirklich alles ruhig bleibt. Das ist dann aber doch der Fall - offensichtlich wird bei der heutigen Partie zwar verbal ein wenig dick aufgetragen, aber um mehr als Theaterdonner handelt es sich letztendlich nicht. So ganz sicher ist man sich da aber auch auf Seiten der Ordnungshüter nicht, die nach dem Spiel am Gästeausgang stehen und ein Auge drauf haben, daß sich die Preußen-Fans in die gewünschte Richtung - also weg vom Heimausgang und nicht darauf zu - von ihrem Ausgang entfernen.
Das Stadion Rote Erde war bis zur WM 1974 die Heimat der ersten Mannschaft der Borussia und wäre es vermutlich auch geblieben, hätte man
nicht kurzfristig für den zurückgezogenen Bewerber Köln einen Ersatzspielort benötigt. Das führte zum Aufbau des zunächst als billigem Provisorium geltenden Westfalenstadions, das erst später als Vorzeigearena zu gelten begann und inzwischen in geradezu unterdrückender Manier hinter der Tribüne seines Vorgängers aufragt. An anderer Stelle wurde mal geschrieben, daß das Stadon Rote Erde von Jahr zu Jahr kleiner zu werden scheint und das ist nicht von der Hand zu weisen, hat es doch nach der letzten Ausbaustufe seines Nachbarn auch noch zwei seiner Flutlichtmasten verloren, deren Strahler inzwischen seitlich an der Tribüne des Westfalenstadions montiert sind. Dabei ist die Rote Erde gar nicht mal so klein wirklich nicht, immerhin sahen hier in der Saison 1963/64 43000 Zuschauer den legendären 5:0-Erfolg von Borussia Dortmund über Benfica Lissabon. Glanzstück der Anlage ist sicherlich die bildhübsche Bruchsteintribüne, die in dieser Form typisch für Anlagen ihrer Zeit ist, heutzutage aber wohl allein wegen der Kosten eines solchen Baumaterials für neuere Stadion völlig undenkbar wäre. In einer Kurve gibt es noch ein Marathontor und auf der Gegenseite es ein kleines Türmchen - ebenfalls aus Bruchstein - bei dem es sich historisch um einen Musikpavillion(!) handelt. Auf dieser Gegenseite stand in den letzten Jahren als Stadion der ersten Mannschaft eine Holztribüne, deren Überdachung später auf LKWs nach Hannover gebracht wurde, wo sie heute die Tribüne des Bischofsholer Damms von Arminia überspannt. Auch die Stahlohrtribüne hinter dem Tor ist lange nicht mehr da, hier gibt es inwzischen wie im Rest der Anlage nur noch die hohen Stufen, die ein weitläufiges Oval um Fußballplatz und Laufbahn bilden - die Leichtathleten sind übrigens inzwischen der Hauptnutzer des Stadions Rote Erde, was den Nachwuchs des BVBs gelegentlich zum Austragen von Spielen an anderer Stelle zwingt - so spielte man in der Vorsaison einmal in Hagen Hohelimburg beim dortigen Verbandsligisten. Als problematisch erachtete Spiele werden sowieso nebenan im Westfalenstadion ausgespielt. Ursprünglich hatte die Borussia übrigens gar nicht ins Stadion Rote Erde umziehen gewollt, die später als ihr Traditionsstadion gelten sollte: die Anlage war zwar bereits 1926 fertigestellt worden, aber der BVB zog erst 1937 ein, nachdem er seinen eigenen Platz "Weiße Wiese" wegen der Erweiterung der Hoesch AG verließ. Da geschah nicht ganz freiwillig unter Druck von oben - zu den vom Nazi-Regime vorangetriebenen Kriegsvorbereitungen gehörte eben der Ausbau der Stahlindustrie, vor dem die Fußballer zu weichen hatten.
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