03.10.02, UEFA Cup Stabæk IF - RSC Anderlecht 1:2
Oslo, Ullevaal Stadion, ca. 7000 Zuschauer


Nach dem wunderbaren Auswärtssieg vor 2 Wochen mussten wir natürlich unsere Jungs zu Hause auch unterstützen und sind kurzentschlossen nach Oslo gefahren. Mittwochabend wurde sich zünftig eingestimmt mit Bier und Rosenborg-Ajax Spiel gucken im Onkel Blå. Nach einer fast durchfeierten Nacht und etwas Sightseeing in der Kommune Bærum ging es gegen 17.00 Uhr dann schon in stadiongerechter Kleidung wieder ins Onkel Blå, Vorglühen und auf den Bus warten.
Ein paar Leute waren schon anwesend, alle sehr nervös. Niemand wagte es, über einen eventuellen Sieg zu sprechen, aber jeder hoffte heimlich darauf. Schliesslich war das noch die einzige Hoffnung, wo Stabæk doch den Anschluss an die Medaillenränge verloren hatte und im Halbfinale aus dem Pokal geflogen war. Nach und nach füllte sich der Laden, aber es blieb ungewohnt still. Es wurde nur leise geredet oder gar nicht, alle schauten ständig auf die Uhr und die Nervosität war förmlich greifbar.

19.00 Uhr – endlich! Der Bus wartet draussen, bringt alle Supporter zum Stadion. Für 50 kr direkt hin und zurück, das ist ein fairer Preis! Mit unserer Gästekarte bekommen wir zudem auch noch den Eintritt für günstige 50 kr und stehen mit unseren Supportern zusammen. Zwar hat es in der lokalen Tageszeitung ein paar Freikarten in den letzten Ausgaben gegeben, doch damit hätten wir auf der Hauptribüne sitzen müssen…
Am Stadion angekommen, ziehen unsere Jungs fix noch in die nächste Kneipe, während wir auf unsere dritte Deutsche warten. Ich bin erstaunt, wieviele Leute doch den Weg gefunden haben… Schals, Fahnen und Sticker werden verkauft, Zuschauer strömen in die Eingänge. Endlich sind auch wir vollzählig und betreten das Ullevaal.



Vorbereitung im Ullevaal, Oslo


Wahnsinn! Welch ein Ausblick!Wir stehen im zweiten Rang links hinterm Tor und haben einen Superblick auf das Feld. Unter uns im ersten Rang haben die Supporter alles gegeben, sämtliche Flaggen, Banner, Transparente etc. liegen dort ausgebreitet über die gesamte Tribünenbreite. Ein paar weitere Transpis werden entrollt („Europa skal erobres“, „Bekkestua Boys 02“) und wir üben schon mal das Singen.



Stabæk Support in action


Dann kommt die Mannschaftsaufstellung – genau wie beim Hinspiel in Brüssel. Das lässt hoffen. Und die paar Belgier gegenüber von uns stehen ziemlich einsam da. Es sind längst nicht so viel gekommen,wie sich angekündigt hatten.

20.00 Anpfiff. Und schon geht es rund. Stabæk stürmt, verpasst die erste Torchance, dann Angriff von Anderlecht, wir sehen den Ball schon drin. Nach 5 Minuten dann DIE Überraschung: Christian Wilhelmsson haut den Eckball von Tommy rein – so schnell, so unerwartet, dass wir alle einen Augenblick brauchen, um es zu begreifen. Grosser Jubel bei uns, die Belgier sind ganz still. Aber ob wir es schaffen das 1:0 zu halten? Anderlecht ist verdammt schnell heute, und die Spieler fangen an, die Lücken in Stabæks Abwehr zu finden. Nur ein paar Minuten später ein Riesenschreck für mich. Mein Lieblingsspieler und unser Mittelstürmer Marel Baldvinsson liegt irgendwo in der belgischen Hälfte am Boden und steht nicht mehr auf… Sanitäter tragen ihn vom Platz, er wird am Rand behandelt, während das Spiel weitergeht. Oh nein, wenn er jetzt ausfällt, dann ist nichts mehr zu retten!



Das 1:0 durch "Chippen"!


Marel am Boden


Doch er kommt wieder zurück ins Spiel und erlebt prompt den Ausgleich durch Belgiens de Bilde mit (13. min.). Stabæk stürmt erneut, Marel hat auch gleich eine Bombenchance, aber der Gute daddelt zu lange mit dem Ball, und kann nur noch den Keeper anschiessen. Danach können wir die Stabæk-Chancen kaum mehr zählen, aber unsere Jungs treffen einfach das Tor nicht. Latte, Pfosten, Keeper…mehr wird nicht draus. Und leider entpuppt sich der Schiri auch noch als ein naher Verwandter von Herrn Fröhlich. Jeglicher Stupser unsere Blauen wird mit Gelb, Abpfiff, Freistoss für die Belgier geahndet, aber die Fouls und das Schubsen der Belgier scheint ihn überhaupt nicht zu interessieren. Es ist unglaublich, so wie Stabæk die gengerische Hälfte betritt, wird abgepfiffen von ihm.
In der 27. min. wird Christian Holter gefoult, definitiv ein Elfmeter, aber der Schiri gibt ihn nicht, zeigt Christian gar noch die Gelbe Karte fürs Protestieren. In unserem Block kochen die Emotionen bald über – so viel Ungerechtigkeit!
Bis zur Pause bleibt es dann 1:1, trotz aller Chancen unserer Jungs.

Zweite Halbzeit: Keine Auswechslung auf beiden Seiten. Stabæk muss sich nun gehörig anstrengen. Anderlecht ist noch einen Tick schneller geworden, und was auch immer der Trainer ihnen in der Kabine gesagt hat, es hat gewirkt. Die Belgier fangen an, gezielt die Lücken in Stabæks Abwehr zu suchen, und gehen auch sehr grob zu Werke, da ihnen vom Schiri ja nichts blüht. Absoluter Tiefpunkt des Spiels ist die 57. min.: Mac Donald von den Belgiern macht das 2:1… und es war Hand! So offensichtlich, dass es alle gesehen haben, nur der Schiri scheinbar nicht. Die gesamten Stabæk Mannschaft protestiert, es hat keinen Zweck.
Nun geht es um alles. Die Supporter feuern ihre Jungs nochmal ordentlich an, und tatsächlich dreht das Team nochmal auf. Aber es soll einfach nicht sein. Jede Chance endet ausserhalb des Tores – es ist zum Verzweifeln. Als dann in der 90.min. Tom Stenvoll auch noch vom Platz fliegt, mit seiner zweiten Gelben Karte, ist das Mass voll. Tryggvi, unser Heisssporn, kann und will sich nicht damit abfinden, und startet einen Run aufs Tor. Er steht frei vorm Tor, kann den Ball reinköpfen, und was passiert? Der Ball geht knapp am Tor vorbei! Oh Nein!!! Und immer noch kein Abpfiff - noch zwei Mnuten Nachspielzeit und knapp entgehen wir dem 3:1. Puh!
Dann endlich Abpfiff. Aus. Vorbei. Und wir waren nicht mal schlecht, das macht die Niederlage ja so schmerzhaft.

Unsere Spieler kommen in die Kurve und bedanken sich für den Support, Marel tauscht mit einem Belgier das Trikot, und wir ziehen von dannen. Schnell in den Bus, zurück ins Onkel Blå, ein Bier auf den Frust, und die TV Berichte gucken.



Die Stabæk Support Fankuve


Das Hand-Tor von Mac Donald wird mehrfach durchgekaut, es war so deutlich, dass der 17-jährige Knabe es nach dem Spiel sogar im TV zugibt. Wir sind ratlos und enttäuscht. Tryggvi, Stürmer bei Stabæk, befindet zu dem Schiri: “Der Schiri war furchtbar. Er hat alle entscheidenden Situationen zu Anderlechts Vorteil entschieden. Aber ich hab schon früher solche arroganten Schiris getroffen. Die sagen dann einfach „Don`t speak“ und zeigen auf die Rote Karte in ihrer Hemdtasche, jedesmal, wenn du versuchst mit ihnen zu reden.“

Ein wenig munterte es da auf, zu sehen wie Viking 4:2 über Chelsea siegt (obwohl ich ja eigtl. für Chelsea bin).
Und eine kleine Geschichte am Rande erheiterte uns auch noch ein bischen:
Nach Abpfiff tauschte Marel sein Trikot mit einem belgischen Spieler. Der warf das Stabæk Trikot in die Anderlecht Kurve. Nach dem Spiel trafen Bekannte von mir eben jenen Belgier, der das Trikot gefangen hatte. Er wollte ihnen das Original-Spieler-Trikot von Marel für sagenhafte 550 Euro verkaufen, doch sie lehnten ab. Ganz enttäuscht, das keiner das edle Stück wollte, wandte er sich einer anderen Person zu, die gerade aus dem Stadion kam, und bot ihr das Trikot an. Es stellte sich aber heraus, das diese Person Marel Baldvinsson selber war, und er hatte absolut keine Lust, sein eigenes Trikot für so viel Geld zurückzukaufen. Als der Belgier das gerafft hatte, machte er eine paar Fotos und zog mit seinem neuen Trikot von dannen. Wir wünschen ihm viel Spass damit in Brüssel ;-)


*Forza Stabæk*

Maren

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