Ujpest vs. Kispest Honved Budapest 0:0

“Finanzielle Probleme bei fast jedem Verein, ein schier unaufhaltsamer Spielerexodus, eine rapide anwachsende Korruption sowie mitunter brutale Fanausschreitungen und schier unerträglicher Rassismus haben die Zuschauerzahlen auf unter 5000 sinken- und die Zukunftsaussichten düster erscheinen lassen.”, so heißt es in der Enzyklopädie der europäischen Fußballvereine zum Thema Ungarn. Daß dies nicht ganz von der Hand zu weisen ist, zeigt sich gleich beim ersten besuchten Spiel in Budapest, denn die Partie findet nicht im UTE-Stadion von Ujpest statt, sondern beim Zweitligisten BVSC, weil - wie wir von Ujpest-Fans erfahren, das Stadion bei einer Auseinandersetzung zwischen Ujpest- und Ferencvaros-Hooligans beschädigt worden sei.

Der Spielort kommt ziemlich überraschend, da diverse Telefonate mit Ujpest in den vergangenen beiden Wochen ergebnislos verlaufen sind, sprach man doch entweder beim Verein nur ungarisch und legte nach einigen Sekunden auf oder bat auf deutsch darum, “morgen” oder “nach 14 Uhr” noch mal anzurufen, so daß weder eine Reservierung noch eine Bestätigung von Spielzeit und -ort möglich war. Letzte Rettung bieten schließlich ein paar Ujpest-Supporter im Vereinsheim am UTE-Stadion, die uns den tatsächlichen Spielort nennen und uns angesichts der fortgeschrittenen Zeit gleich per PKW mit dorthin nehmen.
Das Stadion fällt vor allem durch seine eigentümliche Pressetribüne auf, die irgendwie wie ein Baukran aussieht. Die beiden Fangruppen fallen durch lautstarken Support auf, auch wenn es tatsächlich kaum mehr als 2 - 3000 Leute sind, und haben auch zahlreiche Fahnen mitgebracht. Besonders beim früheren Armeeklub Kispest Honved fallen dabei einige Symbole auf, die an der politischen Ausrichtung der Leute keinen Zweifel lassen - beispielsweise Keltenkreuze - und die Enzyklopädie abermals bestätigen. Nach der öden Partie, die zu Recht torlos endet, stürmen dann zu allem Überfluß einige Fans beider Seiten den Rasen und treffen sich dort zu einem Scharmützel, das freilich eher harmlos und ein bißchen wie ein Pflichtprogramm abläuft. Als rein fußballinteressierter Zuschauer braucht man sich zumindest nicht gefährdet zu fühlen. Dennoch bleibt der Eindruck, daß es sich bei ungarischem Fußball um ein eher durchwachsenes Vergnügen handelt.