1. FC Magdeburg vs. BFC Dynamo 5:2
1. FC Magdeburg

1. FC Magdeburg vs. BFC Dynamo 5:2

BFC Dynamo

09.06.2001, Ernst-Grube-Stadion, Qualifikationsspiel zur Regionalliga

Ticket
20000 Zuschauer

Beim Treffen der beiden alten Rivalen aus DDR-Oberliga-Zeiten geht es heute um die sportliche Qualifikation für den Aufstieg zur Regionalliga, der nur einem der beiden Staffelsieger der Ernst-Grube-Stadion - Totale Oberligen aus dem Nordosten zugestanden wird, die in ihrer Gesamtheit identisch mit der alten DDR-Oberliga inklusive dem damaligen West-Berlin sind. Die beiden Rivalen haben sich in ihrer jeweiligen Staffel souverän durchgesetzt, so daß schon seit Wochen die Blicke in Richtung auf die beiden Endspiele gerichtet sind, die über den Aufstieg entscheiden sollen. Die Gastgeber müssen zusätzlich eine Hiobsbotschaft wegstecken, die sie in der letzten Woche ereilt hat. Der Sponsor Kino- bzw. dessen Tochter Sportwelt, dem man wie zahlreiche andere Clubs sämtliche Vermarktungsrechte abgetreteten hat, sieht sich nicht in der Lage, eine geforderte Bankbürgschaft zu hinterlegen, so daß die akute Gefahr besteht, auch bei einem Sieg im heutigen Spiel am Ende mit leeren Händen dazustehen. Zunächst jedoch muß dieser Sieg her, nachdem man im Hinspiel beim BFC ein torloses Remis ertrotzen konnte, obwohl man längere Zeit in Unterzahl hatte bestehen müssen.

Der Sieg für die Blau-Weißen fällt am Ende recht eindeutig aus, während der Spielverlauf über lange Ernst-Grube-Stadion - Gegenseite Zeit eher ausgeglichen war. Zwar haben die Hausherren deutlich mehr vom Spiel, aber die Weinroten fühlen sich in der Rolle des Außenseiters pudelwohl und können zweimal Führungen des FC fast postwendend egalisieren, bevor man am Ende dann doch noch durch drei Treffer in der Schlußviertelstunde geschlagen wird. Sportlich ist damit die Regionalliga für das kommenden Jahr komplett - was nach der Lizenzvergabe wird, steht in den Sternen, denn neben dem FCM sind auch Sachsen Leipzig, Eintracht Braunschweig, Rot-Weiß Essen und die möglichen Nachrücker von Fortuna Düsseldorf von der Sportwelt-Schwäche betroffen, und mit Göttingen 05 kommt noch ein Team hinzu, das soeben einen Insolvenzantrag stellen mußte.

20000 Zuschauer sind eine Kulisse, über die wahrlich nicht jedes Oberliga-Spiel verfügt. Da beide Teams über Anhänger verfügen, deren Liebe zum Frieden eher als zweifelhaft gilt, ist zusätzlich ein Ernst-Grube-Stadion - Haupttribüne stattliches Polizeiaufgebot aufmarschiert - das Hinspiel hatte man wegen Steinwürfen für zehn Minuten unterbrechen müssen. Obwohl es vor allem im BFC-Block und da hauptsächlich nach den ersten beiden Rückständen zu kleineren Ausbrüchen kommt und die Polizei in den Block einrückt und obwohl die beiden Fangruppen, die nur vom Marathontor getrennt nebeneinanderstehen, sich gelegentlich mit Gegenständen bewerfen, kann man wohl konstatieren, daß die Lage im Rahmen bleibt. Die beiden Teams werden von ihren jeweiligen Anhängern lautstark angefeuert, wobei man den Berlinern bescheinigen muß, trotz zahlenmäßig eindeutiger Unterlegenheit über weite Strecken der Partie deutlich lauter zu sein - bevor man dann gegen Ende des Spiels verständlicherweise nicht mehr in Feierlaune ist.

Ernst Grube war ein Land- und Reichtagsabgeordneter, der über SPD und USPD zur KPD gekommen war und 1930 Leiter der Kampfgemeinschaft für rote Sporteinheit (Rotsport) geworden war, die sich sowohl als Gegenbewegung zur Ernst-Grube-Stadion - Logisch, oder? bürgerlichen als auch zur sozialdemokratischen Sportbewegung verstand. Grube wurde 1942 und 1944 im KZ inhaftiert und verstarb 1945 im KZ Bergen Belsen. Das nach ihm benannte Stadion wurde von 1954 bis 55 erbaut, übrigens zum Großteil mit freiwilligen Arbeitsstunden durch die Bevölkerung. Am 18.9.1955 gab es beim Länderspiel DDR - Rumänien die Einweihung. Die weitläufige Anlage, die zahlreiche weitere Plätze enthält, befindet sich heute im Besitz der Stadt Magdeburg. Obwohl es sich um ein großes Oval mit Laufbahn und - wie schon erwähnt - Marathontor handelt, bietet es von allen Plätzen gute Sicht. In den Kurven verfügt das Ernst-Grube-Stadion über Stehplätze, während an den Seiten gesessen wird. Über eine Überdachung verfügen allerdings nur einige Plätze in der Mitte der Haupttribüne. Für die nächsten Jahre ist der Ausbau des Stadions geplant, wobei der Traum, WM-Spielort zu werden, an der DFB-Forderung gescheitert ist, daß man dafür eine Kapazität von mindestens 40000 Plätzen aufweisen muß. Länderspieltauglich soll die Arena in Magdeburg dann aber doch werden - wobei das Fassungsvermögen mit 25000 Zuschauern jedoch ungefähr gleich bleiben soll.

Ernst-Grube-Stadion - Logisch, oder?

Ein Teil der Informationen in diesem Bericht stammt aus:
Werner Skrentny: Das große Buch der Deutschen Fußballstadien, Göttingen (2001), Verlag die Werkstatt